Trauerrituale

die 7 Zwerge wussten damals schon, was zu tun ist!

Die 7 Zwerge aus dem Märchen „Schneewittchen“ (geschrieben von den Gebrüdern Grimm) zeigen uns nur all zu gut, was man mit einem Leichnam tun soll und wie Trauerrituale zelebriert werden können.

Nehmt Euch kurz Zeit und taucht mit mir in die Welt der Märchen:

Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Schneewittchen auf der Erde liegen, und es ging kein Atem mehr aus seinem Mund, und es war tot. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind war tot und blieb tot. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle sieben daran und beweinten es und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch und hatte noch seine schönen, roten Backen. Sie sprachen: "Das können wir nicht in die schwarze Erde versenken," und ließen einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, dass man es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf und dass es eine Königstochter wäre. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn. Und die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen, erst eine Eule dann ein Rabe. Zuletzt ein Täubchen. Nun lag Schneewittchen lange, lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht, sondern sah aus, als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, dass ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Schneewittchen darin und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen: "Laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt " Aber die Zwerge antworteten: "Wir geben ihn nicht für alles Gold in der Welt." Da sprach er: "So schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes." Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleid mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Schneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange, so öffnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe und richtete sich auf und war wieder lebendig. "Ach Gott, wo bin ich?" rief es. Der Königssohn sagte voll Freude: "Du bist bei mir," und erzählte, was sich zugetragen hatte, und sprach: "Ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden."

Sich liebevoll um den Verstorbenen kümmern, ihn kämmen und waschen, ihm das schönste Gewand anziehen, den Sarg schmücken und bemalen und möglichst lange bei ihm sein. Auch der Familie und den Freunden die Möglichkeit geben, sich leiblich und zärtlich von ihm zu verabschieden – all das sind ganz wichtige Rituale, die im ganzen Trauerprozess eigentlich notwendig sind. Leider haben viele Menschen Scheu davor, einen Leichnam anzufassen – da könnte ja Gefahr vom toten Körper ausgehen. Der Tod nimmt jemand anderen mit – ein Gedanke der sich in vielen Köpfen festgesetzt hat „einer geht und 2 gehen mit!“ oder auch die Legende vom „Totenvogel“. Im Mittelalter galt der Waldkauz als „Totenvogel“. Auffallend oft war er nämlich zu Stelle, wenn ein Mensch im Sterben lag. Sein „Ku-witt“ deutete man damals als „Komm-Mit“ (ins Jenseits). Doch der eigentliche Grund, warum der Kauz sich häufig in der Nähe von Sterbenden aufhielt, war das Licht, das während der Nachtwachen/Totenwachen durchgehend brannte und somit Nachtfalter anlockte.

Soviel ist sicher: von einem toten Körper geht keine Gefahr aus. Der Tod nimmt niemand anderen mit und der Kauz fühlt sich durch das Licht der liebevollen Totenwache angezogen.

Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass alle Emotionen und Empfindungen einem toten Körper gegenüber völlig normal sind. Alle Ängste in uns dürfen ihren Platz haben und zum Ausdruck kommen.

Gerade dann ist es gut, wenn wir als Bestatter*innen hier gut begleiten. Dass wir da sind, wenn es drauf ankommt. Dass wir erklären, was jetzt mit dem Körper passiert und jede Möglichkeit des Abschieds bieten und gewährleisten. „Geht nicht!“ darf einfach in unserem beruflichen Wortschatz nicht vorkommen. Alles geht, wenn es um gutes Abschiednehmen geht. Wir müssen uns nur die Zeit nehmen – Mensch sein und da sein! Das Geheimnis des Todes miteinander spürbar machen, sich im Moment des Abschieds einander anvertrauen und gemeinsam diesen Weg gehen, mit all dem, was jede und jeder von uns dazu braucht.

Die 7 Zwerge wussten es damals schon – wir können von ihnen lernen und die Traditionen der Abschiednehmens neu definieren.

Carolin Hoffeld
NUOVO

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